Sonntag, 1. August 2010

Dr. Clemens 64Bit Kolumne I

Nach einer wilden Nacht mit meinem Nintendo 64 Emulator, erreichte mich diesen Morgen Zoppas Anfrage, eine Kolumne zu seinem weltberühmten Blog beizutragen. Ohne zu Zögern nahm ich an. Ein Angebot wie dieses erhält man nicht alle Tage, dachte ich mir und fing sofort an die ersten Zeilen selbstsicher in meine neue Logitech Tastatur zu hauen. Spätestens nach dem eben geschriebenen Satz wurde mir allerdings klar, dass eine böswillige Schreibblockade mich in Besitz genommen hatte. Aus Angst vor Zoppas Repressionen und seinem unbändigen Zorn, verbunden mit dem Zeitdruck, der mir alle 10 Sekunden beim auf die Uhr schauen wie eine Linke Alis gegen den Kopf schlug, übersah ich allerdings, dass mein Kolumnenthema mich bereits gefunden hatte.

„Der Zeitdruck und die ständige Anpassungswut in der heutigen Gesellschaft gehen mir einfach gewaltig auf die Eier!“

Ich bin ein Nerd. Ja, jetzt ist es raus. Trotzdem treffen viele der mit Nerds ursprünglich assoziierten Eigenschaften nicht auf mich zu. Häufig werden Nerds mit Strebern gleichgesetzt, ein Blick auf meine Arbeitsmoral in der Schule (Zitat: „du Faules Schwein!“), sollte dies wohl widerlegen. Ich habe auch keine roten Haare, keine Sommersprossen und trage meine Bermudas nicht über dem Bauchnabel. Frecherweise treibe ich sogar Sport (allerdings nicht in der Schule, diese aufgezwungene Art von körperlicher Ertüchtigung lehne ich ab). Der Grund dafür ist einfach: Ich will mich keinem dieser Stereotypen anpassen, die heutzutage von fast allen propagiert werden. Natürlich gibt es auch Eigenschaften an mir die durchaus „nerdig“ sind: Mein Computer wurde von mir eigenhändig zusammengebaut, ich habe, alles was mit Herr der Ringe zu tun hat, circa 10mal gelesen und mein Elbisch (Sindarin) ist gar nicht mal so schlecht. Ich würde mich also eher in der Nerdkategorie einordnen, als bei den ganzen Papageien und Truthähnen (Exempel: siehe Frisurentrend in Deutschland), die mittlerweile wie eine Klo(n)armee unsere Straßen bevölkern. Trotzdem bleibe ich als Person immer noch ein eigenes Individuum, das schlicht und einfach keine Lust hat sich den Prinzipien, die uns überall vorgelebt werden, unterzuordnen. Dazu gehört auch die Zeit. Denn auch wenn die Zeit eine Physikalische Größe ist, bestimmen wir doch selber was wir mit ihr Anfangen. Zumindest denken wir das.
Und damit wären wir bei meinem eigentlichen Thema zurück, ich komme, zu so ziemlich allem, zu spät. Termine. Meine Erzfeinde. Zu einer bestimmten Zeit, zwanghaft, auf einen bestimmten Ort festgelegt sein zu müssen. Ich mag es einfach nicht. Vor allem dass Vorausplanen von bestimmen Aktivitäten. Woher soll ich wissen, dass in einer Woche, wenn sich jemand mit mir treffen will, ich, durch z.B. eine unerwartet sich ergebene Opportunität, nicht etwas viel besseres zu tun habe? Natürlich können Termine auch sinnvoll sein. Das will ich gar nicht bestreiten. Es ist manchmal wirklich gut wenn man sich darauf verlassen kann, eine bestimmte Person, an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit vorzufinden. Ich will eher die Terminwut bemängeln, die heutzutage in unserer Gesellschaft herrscht. Um in die Umgangssprache zurück zu fallen: Die Leute machen wegen jedem kleinen Scheiß bereits Termine: „Bis zu dem Zeitpunkt musst du das haben…“, „Zu dem Zeitpunkt musst du dort sein…“. Was ist das Resultat davon? Zeitdruck. Ganz Deutschland ist unter Zeitdruck. Immer. Denn der nächste Termin ist auf jeden Fall schon gemacht. Auch wenn er nicht lebensnotwendig ist.

Ich habe jetzt bereits etwa ¼ meines Lebens hinter mir. Circa 80% der davon zur Verfügung stehenden Zeit, wurde mir von anderen Menschen diktiert, was ich zu tun und zu lassen habe. Das ist in manchen Fällen sehr praktisch gewesen und auch notwendig, ansonsten wüsste ich jetzt wahrscheinlich nicht wie man schreibt. Das würde dann ungefähr so aussehen: albsdahÜÄJ o ojJdsajsdoajJ. Die ( Vorsicht Anglizismus! ) Message, die ich damit rüberbringen wollte, wäre immer noch dieselbe: Scheißt einfach mal auf Termine. Man sollte natürlich noch zur Arbeit oder in die Schule/Uni gehen. Nur muss man einmal lernen die Beine hochzulegen und zu machen worauf man Lust hat (Spontanität ist übrigens auch eine feine Sache). Das ist meine Lösung damit umzugehen. Hat bei mir bisher durchaus gut funktioniert. Aber wie schon gesagt, jedem das Seine.

Clemens out.